Mit seinem neuen Programm füllte Manuel Stahlberger das Diogenes Theater an einem normalen Dienstagabend bis auf den letzten Platz.
Es war eine Scheinwelt, eine Show, in der er sich schon immer einmal, genauso, inszenieren wollte! Für sein neues Programm nahm der St. Galler Manuel Stahlberger Anlauf zum Sprung über den eigenen Schatten mitten ins Rampenlicht. Seine Geschichten und Lieder kamen meistens auf Schleichwegen daher. Grundlagen dafür waren oft Erinnerungen aus der Kindheit, über die er stolperte, als er alte Schulhefte ausgrub oder eine Videokassette aus alten Zeiten anschaute. Stahlberger kramt gerne in den Banalitäten des Lebens herum, ist dabei nicht auf der Suche nach den grossen Lachern und Schenkelklopfern, sondern pirscht sich auf Schleichwegen an seine Pointen heran. Der Hang zum Simplen und Lakonischen zeigt sich denn auch in Stahlbergers Zeichnungen, mit denen er Abstecher ins Fantastische unternimmt. In seinen Liedtexten beleuchtet er gerne Lebensentwürfe, die in irgendeiner Form aus dem Ruder laufen.
Weil er offensichtlich Sympathie für das Hadern seiner Figuren hegt, gelingt ihm die Kunst, Komik, Poesie, Melancholie und Tieftrauriges stimmig miteinander zu verknüpfen. Es sind die leisen Töne, die Vorliebe für das Liebevoll-Schrullige und das Banal-Absurde in Stahlbergers Liedtexten, welche den präzisen Beobachter des menschlichen Seelenhaushalts verraten.
Dafür strömte das Publikum an einem Dienstagabend ins Diogenes Theater Altstätten, denn sie wollten den Gewinner des Schweizer Kleinkunstpreises 2020 selbst erleben. Und ehrlich erwähnt, vor der Bühnenshow fand die Hauptversammlung der «dargebotenen Hand» mit 53 Anwesenden im Theatersaal statt. Aber bei Manuel Stahlberger waren 140 Besuchende im Saal und genossen seine Show mit Stil.