Ein Komiker ist Christoph Simon nicht wirklich. Er spricht ausschliesslich sein bestes Bern-Deutsch. Wir einigten uns auf Komödiant mit scharfer psychologischer Beobachtungsgabe, der sein Umfeld tiefsinnig mit einer Portion Philosophie ein wenig verdreht – so sagen es seine Kinder.
In seinem zweiten Solostück «Zweite Chance» verzichtet Simon auch auf jegliche Requisiten und bewegt sich den ganzen Abend kaum von der Stelle. Der Gestaltungswille fehlt selbst bei der Darbietung: Die Sätze klingen abgelesen und so monoton wie bei einem Schüler, der von der Lehrkraft gezwungen wurde, ein Gedicht zu rezitieren. Das hat Methode. Denn «Zweite Chance» ist so unterhaltsam, als sähe man schärfste Stand-up-Comedy. Zum einen liegt das eben an Simons unterkühlter Sprechweise, bei der selbst ein platter Frauenwitz seine grösstmögliche Wirkung entfaltet. Und zum anderen daran, dass er die Schilderungen eines Familienvaters, der noch in einer WG lebt, mit der Bitterkeit eines Selbstmitleidigen vorträgt. So bedauernswert das klingt, so komisch ist es und soooo lustig war es – im Diogenes Theater.